Altersvorsorge oder wie realitätsfremd kann Werbung sein

Freitag 24 August. 2007 um 0:10 | Veröffentlicht in Dumme Welt, Hartz IV, Haushalt, Kurz und Gut, Meine Meinung! | 4 Kommentare

Die R&V Versicherungen werben seit einiger Zeit mit TV-Spots für ihre Modelle der privaten Altersvorsorge mit dem Slogan: „Millionen von Deutschen stehen auf einem Bein, weil sie das Standbein der Altersvorsorge vergessen haben.

Offen gesagt kotzt mich dieser Spot einfach nur noch an….
Warum? Weil millionen von in Deutschland lebenden Menschen nicht das Geld haben an eine private Altersvorsorge überhaupt zu denken. Hunderttausende von Kinder leben in Armut, unzählige Menschen wissen in diesem Land nicht, wie sie Zahnersatz oder so grundlegende Dinge wie Schulmaterial bezahlen sollen… und das obwohl sie täglich und fleissig arbeiten gehen. Millionen von Menschen in Deutschland haben Existenzängste. Unter diesen Voraussetzungen kotzt mich dieser TV-Spot einfach nur an.

geschmacksfrage

Bahn frei für die dritte Klasse

Sonntag 12 August. 2007 um 13:32 | Veröffentlicht in Alltag, Der ganz normale Wahnsinn, Hartz IV | Hinterlasse einen Kommentar

Dass wir eine Zwei-Klassen-Gesellschaft haben, in dem die Mittelschicht quasi abgeschafft wurde, ist ja nichts neues. Dass wir neben den bestehenden Klassen, nennen wir sie mal Arbeiter und Kapital, immer mehr eine Klasse der Armen dazu kriegen, ist wohl auch schon jedem aufgefallen. Diese Armen sind aber oft nicht deshalb arm, weil sie keine Arbeit haben, sondern weil ihre Arbeit nicht gerecht entlohnt wird, wobei ich gerechte Entlohnung so definiere, dass man sich und seine Familie davon ernähren und für alle Kosten selber aufkommen kann, ohne Hilfe zur Miete und/oder zum Lebensunterhalt beanspruchen zu müssen.

Es gibt die Klasse der Working Poor, in die alle fallen, auch die sogenannten Ich-AGs, die es nicht schaffen, sich selber und ihre Familie von ihren Einnahmen zu ernähren. Nur leider wird diese Gruppe von den Medien immer wieder gerne ignoriert und dafür lieber der stinkfaule Bilderbuch-Hartz-4-Empfänger vorgeführt. Wie sehen die
Auswirkungen für die Schwächsten in der Kette aus – die Kinder?

Laut eines Berichts heute auf N-TV sind es gerade die Kinder, die in die Röhre gucken, wo es die Eltern nicht schaffen, die geforderten Schulmaterialien zusammen zu kaufen (wobei man den Lehrern da den Vorwurf machen muss, dass sie immer irgendwelche Markenprodukte fordern, ohne Rücksicht auf die Möglichkeiten der Eltern) und den Lehrmittelanteil von ca. 18,- Euro in Monatsraten zu zwei bis drei Euro abstottern.

Betroffen von dieser Entwicklung sind zwei Millionen Kinder, Tendenz steigend. Vielleicht wird der Schulbesuch irgendwann so teuer, dass sich nur noch betuchte Menschen den Luxus von Bildung leisten können, wie es jetzt ja schon beim Studium ist…

Neulich bei direkt zur Kanzlerin

Sonntag 15 Juli. 2007 um 15:26 | Veröffentlicht in Der ganz normale Wahnsinn, Dumme Welt, Hartz IV | 1 Kommentar

Ich lese ja mit schöner Regelmäßigkeit den RSS-Feed von der Seite Direkt zur Kanzlerin mit. Die Postings dort schwanken zwischen Besorgnis, der Schäuble ist da auch öfter mal Thema, pures geflame und Hilferufe. Teilweise sind da echt tragische Fälle die einen die Tränen in die Augen treiben und manchmal gibt es Fälle wo man sich fragt, wie denn bestimmte Leute es immer wieder schaffen unter Umgehung aller Möglichkeiten die einen zur Verfügung stehen direkt eine Instanz damit zu belästigen, die damit überhaupt nichts zu tun hat.

So der Fall der Darinka Braun. Sie beklagt sich über die Verhältnisse bei ihren Midi-Job. Unter anderen darüber, dass sie keinen Urlaub kriegt und sich diesen erst erarbeiten müsse, dass sie nur Qualitativ hochwertige Arbeit bezahlt kriegt. Sie weiß nicht mehr weiter, denn der Betriebsrat greift auch nicht ein (soviel zu dem Thema was man für Geld alles kaufen kann) und die Behörden fühlen sich nicht zuständig (passt prima zu den Thema allumgreifende Inkompetenz). Nun sitzt die arme Frau alleine da, und weiß nicht was sie machen soll, denn gemobbt wird sie auch noch.

Ich bin kein Anwalt, aber soviel kann ich der guten Frau auf den Weg mitgeben: Das mit den Urlaub ist ein Fall für das Arbeitsgericht. Das mit der nicht Bezahlung der Arbeitszeit bie qualitativ minderwertiger Leistung kann ein Fall für das Arbeitsgericht sein (was steht eigentlich im Arbeitsvertrag?) und/oder auch für die Staatsanwaltschaft (§138 BGB und §291 StGB bei Wikipedia schön erklärt). Mobbing und Bossing sind eine Sache für sich in Deutschland, da die Beweisführung für den Betroffenen meist schwer zu vollziehen ist. Das mit keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle halte ich ebenfalls für juristisch sehr wakelig Denn laut §4 TzBfG ist es nicht machbar, Teilzeitbeschäftigte und Vollzeitkräfte ungleich zu behandeln. Also nicht den Kopf in den Sand stecken sondern kämpfen, denn wer nicht kämpft hat schon verloren.

Wen jetzt der Spruch kommt, dass ihr damit auch nicht geholfen ist wenn sie durch ihren Widerstand ihren Job verliert, den muss ich entgegnen, dass er Demokratie überhaupt nicht verstanden hat. Sollten der Frau auch noch irgendwelche Nachteile bei der Arge dadurch enstehen, so sollte sie dann schleunigst zum Sozial-Gericht damit gehen. Denn Fall-Manager die so etwas als Aufhänger für eine Sperrfrist nehmen, gehören lobotomiert (mist, dass sind die wahrscheinlich schon), also gevierteilt, gestreckt, geteert und gefedert, erhängt und erschossen. Mindestens.

Die Klasse machts

Samstag 30 Juni. 2007 um 22:16 | Veröffentlicht in Dumme Welt, Hartz IV, Umgang | 1 Kommentar

Ich lebe eigentlich in einer einfachen Welt, in der jeder für mich gleich ist. Ich wünsche mir von jeden, dass er mich wie einen gleichen behandelt, denn ich werde ihn auch so behandeln. Das gebietet mir die Ehre und der Respekt den man jeden Menschen entgegenbringen sollte. Das ist auch ein Grund, warum mir diverse Entscheidungen von Entscheidern in der Bundesregierung, egal welche, einfach nicht in den Kopf wollen. Nun ist und war die Frage für mich, warum ist das so? Ignorieren sie die Bedürfnisse der Menschen einfach? Sind sie einfach nur Ignoranten? Ich habe langsam das Gefühl, dass es nicht Ignoranz im herkömmlichen Sinne ist. Es ist, meiner bescheidenen Meinung nach, eine Frage der Klasse. Es scheint einen Teil, wenn auch kleinen Teil, der Bevölkerung zu geben, der in einer gewissen Art von Elite-Denken groß gezogen worden ist. Diesen Menschen kommt nicht mal in den Sinn, dass es Menschen gibt die nicht so Leben wie sie, und folglich auch andere Probleme haben. So ist es für die, ich nenne sie mal Elite, eine Frage was mein Kind nachher studieren soll, während ein Großteil der Eltern in Deutschland sich die Frage stellt, kann ich mir überhaupt eine Universitätsausbildung für mein Kind leisten. Nur so lässt sich für mich erklären, warum es in der Politik keinen großen Widerstand gegen Studiengebühren gab, denn ihre Kinder sind ja nicht betroffen. An sich schon erschreckend genug, aber das war es noch nicht was mich zum Schreiben animierte.

Der Protest gegen die Studiengebühren macht auf mich den Eindruck einer nur noch rein Studentischen Aktion. Bis auf ein paar kleinere aber wirkungsvolle Aktionen letztes Jahr in Hamburg, wo direkt ein Schild gegenüber der Uni am Dammtor war auf dem drauf stand „Hupe wenn du gegen studiengebühren bist“ und direkt dahinter ein Staatschützer der die Huper fotografierte, ist irgendwie dieses Jahr noch nichts von den Protest so richtig an die Öffentlichkeit gekommen. Die SPD hat zwar zum Wahlkampf in Hamburg angekündigt dieses auch zum Wahlkampfthema zu machen, ich befürchte aber wenn der Druck nachlässt, wird auch dieses Versprechen von der SPD in Vergessenheit geraten wie so viele andere vorher auch. Der Druck darf nicht aufhören.

Studiengebühren gehen jeden an, auch alle nicht Studenten. Jeder war mal Schüler, viele werden Eltern und werden Kinder haben, wo nachher die Frage auftaucht, ob das Kind nachher studieren soll. Soll denn diese Entscheidung vom Gehalt der Eltern abhängig sein? Ich denke nicht. Und 1.000 Euro im Jahr sind nicht viel, wenn man bedenkt, dass die Lehrmittel auch noch gekauft werden müssen, wo von Fachbereich zu Fachbereich unterschiedlich, doch auch schnell mal einige Kilo Euro für drauf gehen. Wie soll das eine Familie finanzieren, die die knapp über Hartz IV verdient?

Nehmen wir mal ein Beispiel. Da ist eine Familie die über ein Jahreseinkommen von 25.000 Euro verfügt. Diese Familie hat zwei Kinder wovon eines jetzt studieren möchte. Da dieses eine Kind nicht an seinen Heimatort studieren kann muss es irgendwo unterkommen. Ich hab mal als Wert 400,- Euro genommen, der zum Beispiel in Hamburg nicht zu hoch gegriffen ist. Laut dem Bafög Rechner würde das studierende Kind Bafög in Höhe von 530,- Euro erhalten, wovon 263,- Euro Staatsdarlehen sind, die später wieder zurückgezahlt werden müssen. Ziehen wir mal die Miete von 400,- Euro ab und den Anteil von 83,- Euro für die Studiengebühren sind wir bei glatten 47,- Euro die dem Kind bleiben. Das bedeutet also, dass das Geld für Essen und Trinken, die Monatskarte, die Lehrmittel irgendwo anders herkommen muss. Bei diesen Verhältnissen muss man schon einen sehr starken Willen haben sich überhaupt auf ein Studium einzulassen. Aber so genau soll das nicht sein. Die Möglichkeit zu studieren soll nicht nur in der Theorie jeden Möglich sein und auch offen stehen, sondern auch in der Praxis. Das war allerdings schon in der Prä-Studiengebühren-Zeit nicht gegeben.

Aber wieso wird das Thema nicht mehr in der Öffentlichkeit breitgetreten? Wo bleiben die Proteste? Wieso beziehen sich alle Aktionen nur auf die Studentischen Bereiche? Oder kommt mir das nur so vor. Falls mich aber mein Gefühl nicht täuschen sollte, haben wir es dann mit einer Klasse von Studierenden zu tun, die mit den Rest der Bevölkerung nichts zu tun haben will?

Es reicht doch schon wie die absolute und überhaupt nicht vertuschte Ignoranz aus Berlin auf die Bürger nieder regnet und dort über Sachen entschieden wird, von den die Entscheider nicht die geringste Ahnung haben. „Was war noch mal ein Browser?“ Diese Frage mussten sich kinder anhören als sie die Brigitte Zypries danach fragten wie viele Browser sie denn kenne. Es ist diese Art von Ignoranz die ich schon nicht mehr bedauerlich, sondern verabscheue. Ich kenne selber jemanden der sein zweites Studium angefangen hat, da er mit seinen ersten Studienabschluss in der freien Wirtschaft nichts wurde. Ständig nervt er seine Umwelt mit den simpelsten Fragen aus den Bereich Computer, die man mit einer Suchmaschine im Netz sehr schnell selber herausfinden kann. Aber er hat es nicht nötig, es gibt ja immer Trottel die die Arbeit für ihn machen. Dieser Student ist auf genau den Weg ein Voll- ich meinte natürlich Fachidiot zu werden, wie die Menschen die uns  regieren. Auch ihn habe ich im Verdacht, das er meint er sei was besseres als die anderen, sogar besser als die, die seine idiotischen Problem mit seinem Computer lösen. Da tauchten dann solche Perlen auf, dass er mit seinen (raubkopierten M$ Office nicht in der Lage war ein Datei mit der Endung .odt zu öffnen. Nach dem freundlichen Hinweis, dass er dazu am besten OpenOffice nehmen solle. Fragte er mich prompt wo er das kriegen könne. Einen Monat später frage er mich wie er eine Datei mit der Endung .odp öffnen könne. Meine Antwort war ein leicht erstauntes, ich dachte du hast OpenOffice drauf? Worauf er entgegnete, dass ich ihm ja nicht gesagt hatte, wo er das kriegen könne. ‚und noch mehr solche lustigen Geschichten, die eigentlich schon fast einen eigenen Blog Wert sind. Er hat übrigens nicht Philosfphie oder germanistik studiert, es war ein technisches Fach. Jetzt studiert er BWL, ud mein Gefühl sagt mir, dass er auch damit nichts wird. Hoffentlich geht er nicht die Politik…

Zur Erinnerung

Dienstag 12 Juni. 2007 um 22:07 | Veröffentlicht in Der ganz normale Wahnsinn, Hartz IV, Verlorene Menschen | Hinterlasse einen Kommentar

Bei all der berechtigten Aufregung um den G8 Gipfel und den Chaos drum herum, sollte man nicht die Dinge vergessen, die hier in Deutschland jeden Tag in unserer Umgebung geschehen und geschehen könnten. Gedenken wir also den Opfern von Hartz4 und rufen uns die markigen Sprüche unser politischen Elite in Erinnerung, oder wie Professional Slacker es schrieb:

nochmal lesen und in beziehung setzen zu den dingen, die solche leute wie steinbrück, müntefering und andere reaktionäre spezialdemokraten so von sich geben zur sozialen situation in deutschland.

Hartz VI funktioniert

Mittwoch 18 April. 2007 um 22:46 | Veröffentlicht in Der ganz normale Wahnsinn, Hartz IV, Satire, wunderbare Welt | 1 Kommentar

Die Hartz VI Gesetze wurden erlassen um Dauerhaft die Arbeitslosigekeit zu bekämpfen. Dementsprechend müsste die Meldung in der FAZ die Initiatoren zu wahren Jubelstürmen bewegen, denn es ist wieder einer weniger…

Zum Artikel in der FAZ.

Bundeswehr wegtreten

Dienstag 10 April. 2007 um 21:25 | Veröffentlicht in Alltag, dumm gelaufen, Hartz IV | Hinterlasse einen Kommentar

Vor einiger Zeit hatte ich mal in einer Satire erwähnt, dass Hartz4-Empfänger günstiger als Minenräumpanzer sind. Irgendwann später ging es tatsächlich los, dass die Bundeswehr auf den Fluren der ARGEs leichte Beute witterte und Rekrutierungsveranstaltungen in den ARGEs startete. Damit ist jetzt allerdings erstmal in einigen ARGEn Schluss.

Nachdem es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit Bundeswehrgegnern in den Fluren der ARGE in Köln gab, hat der Leiter der Kölner Arbeitsagentur, Peter Welters, am Gründonnerstag die Erlaubnis für solche Veranstaltungen erstmal ausgesetzt. Andere ARGEn haben ebenfalls die Werber von der Bundeswehr vor die Tür gesetzt.

Den Höhepunkt der Dreistigkeit von Seiten der Bundeswehr war, als man bewaffnete Feldjäger als Saalschutz vor die Tür stellte. Ich bin wirklich erschreckt, wie weit wir schon wieder sind. Allerdings hört sich für mich wolld eehr dähn dodalen Griesch aus dem Halse von Angela Merkel noch etwas ungewohnt an, allerdings habe ich das Gefühl, dass ich mich daran gewöhnen werde müssen…

Artikel bei gegen-hartz4.de.

Mindestlohn vs. Bürgergeld

Sonntag 18 März. 2007 um 13:11 | Veröffentlicht in Alltag, Hartz IV, Politik Kram | 8 Kommentare

Über diese beide Themen ist mit Sicherheit schon viel geschrieben worden, und einiges davon habe ich auch gelesen. Trotzdem, oder gerade deswegen, habe ich mir eigene Gedanken dazu gemacht.

Aktuell feiert der Herr Müntefering einen Teilsieg in Sachen Mindestlohn. Mindestlohn ist eine durchaus vernünftige Sache, vor allem wenn er dafür sorgt, dass die Gruppe der „working poor“ nicht größer wird. Wenn ich allerdings dann lese, dass der Mindestlohn dann wieder an den niedrigsten Lohngruppen in den entsprechenden Tarifverträgen ausgerichtet werden soll, kommt mir die eine oder andere teuer erkaufte Mahlzeit wieder hoch. Warum? Ganz einfach. Wir haben in Deutschland immer noch Tarife, die deutlich unter 5,-EUR pro Stunde liegen. In diesen Berufen, wie bei den Sicherheitsdiensten, werden zwar regelmäßig Überstunden gemacht, die aber oft genug nicht im Arbeitsvertrag festgelegt sind und damit den Arbeitnehmer wieder erpressbar machen. Und über die Tarife im Friseur-Handwerk brauchen wir gar nicht zu reden. Mancherorts liegt dort der niedrigste tarifliche Stundenlohn noch unter 4,- Euro. Von diesen Gehältern kann man so gut wie überhaupt kein normales Leben führen und ist oft auf staatliche Hilfen wie Wohngeld angewiesen. Das kann es, nicht nur meiner Meinung nach, nicht sein. Da haben wir nämlich die von den ganzen BWLern verteufelte Subvention wieder. Nur diesmal stört sie die Subvention überhaupt nicht, da das, was an Gehältern gespart wird, sich direkt in den Unternehmensgewinnen widerspiegelt. Genau diese Art von Denken macht dieses Land, und nicht nur dieses Land, kaputt. Der Mindestlohn, wenn er denn in Deutschland tatsächlich mal kommen sollte, sollte nicht unter 7,50 € die Stunde liegen. Das würde auch die Staatskassen entlasten und umgekehrt auch das Steueraufkommen erhöhen. Mehr Geld in den Taschen würde auch dazu führen, dass die inzwischen völlig desolate Binnennachfrage wieder anziehen würde.

Aber der Mindestlohn hat auch einen entscheidenden Nachteil. Er berücksichtigt nicht den sozialen Status des Gehaltsempfängers. Ein verheirateter Mitarbeiter mit fünf Kindern hätte den selben Stundenlohn, wie sein Kollege ohne Frau und Kind. Natürlich gibt es für den Kinderreichen dann so nette Hilfen wie Kindergeld und vielleicht sogar Wohngeld, er ist aber trotzdem schlechter gestellt, als sein alleinstehender Kollege, obwohl sein Beitrag für die Gemeinschaft deutlich größer ist. Durch den in Mode kommenden Trend, dass Bildung in Deutschland anfängt Geld zu kosten, würden die Kinder der kinderreichen Familie grundlos benachteiligt werden.

Da kommt das Bürgergeld, oder auch bedingungsloses Grundeinkommen, ins Spiel. Diese ganzen Probleme mit Mindestlohn würde es beim Bürgergeld nicht geben. Jeder Bürger würde ein Mindesteinkommen haben, dass es ihm ermöglicht, seine Grundbedürfnisse zu decken. Da die Kinder auch Bürger sind, würde einer kinderreichen Familie natürlich deutlich mehr Geld zur Verfügung stehen als den Alleinstehenden. Welchen Vorteil hätte denn das Bürgergeld für den Bürger? Jede Menge, bei Verhandlungen mit Arbeitgebern hat man plötzlich wieder Augenhöhe mit seinem Verhandlungspartner. Durch die Grundsicherung wäre der Arbeitnehmer nicht mehr so leicht erpressbar, wie in der jetzigen Situation. Wenn dann noch der Zugang zur Bildung wieder wirklich frei wird, also weg mit den Studiengebühren, haben alle gewonnen, oder? Was ist mit den Arbeitgebern? Auch die werden profitieren. Sie werden plötzlich über Mitarbeiter verfügen, die motiviert sind, weil sie keine Angst mehr haben, die kreativ sind weil sie relativ frei von Sachzwängen sind. Das Verhältnis Despot/Untertan, wie es in vielen Firmen heute leider üblich ist, wird gegen ein gleichberechtigtes Vertragspartner-Modell ausgetauscht. Die Folgen für die Wirtschaft wären ein nie da gewesenes Produktivitätswachstum. Firmen die dann plötzlich ohne Mitarbeiter dastehen, haben es dann auch nicht besser verdient und werden bald nur noch eine fahle Erinnerung sein. Die Frage nach der Finanzierung eines solchen Modells stellt sich natürlich. Allerdings stellt sich für mich heute schon die Frage, wie nicht mal 20 Millionen Arbeitnehmer ca. 7 Millionen Erwerbslose und zusätzlich noch 20 Millionen Rentner durchfüttern.

Einige weitere Links zu dem Thema:

http://www.labournet.de/

http://www.blog.mindestlohn.de/

http://www.uni-ulm.de/

http://www.archiv-grundeinkommen.de/

Bist du krank, bist du angeschissen

Samstag 17 Februar. 2007 um 18:33 | Veröffentlicht in Der ganz normale Wahnsinn, dumm gelaufen, Dumme Welt, Hartz IV, Unterwegs | Hinterlasse einen Kommentar

Und wenn man Leiharbeiter ist auch noch doppelt. Ein guter Bekannter von mir hatte zum Anfang des Jahres eine Stelle bei einer Leiharbeitsfirma angenommen, bei der er sich auch anfangs ganz wohl fühlte, da er wegen seiner Qualifikationen auch nicht schlecht bezahlt wurde. Dann passierte was jeden mal passieren kann: Er wurde krank, eine leckere kleine Lungenentzündung streckte ihn nieder.

Irgendwann in grauer Vorzeit hatten unsere Väter und Großväter die Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle erstritten, und diese Regelung, dachte ich, gelte auch noch heute für alle Arbeitgeber.

Den kleinen Ausrutscher der Kohl Regierung 1996, wo es die ersten drei Tage gar kein Geld geben sollte und nur die Belegschaften von Mercedes Benz durch ihre kollektive Arbeitsniederlegung am Tage des Inkrafttreten des Gesetzes schlimmeres verhindern konnten. Danke nochmal an die Kollegen aus Mettingen, Sindelfingen, Untertuerkheim und den anderen Niederlassungen von Mercedes Benz. Keinen Dank an den DGB der erst überhaupt auf die Idee kam Widerstand gegen dieses Gesetz zu leisten, als die Bänder bei Mercedes schon stillstanden.

Mit den Autobauern ging es also nicht, die wehren sich. Mit den Leiharbeitern geht das schon. Mein lieber Freund kriegt kein Geld von seiner Firma, er muss bei der Krankenkasse Krankengeld beantragen. Um diesen dann irgendwann auch zu kriegen, muss er sich bei der Krankenkasse melden, die ihm dann die Formulare zuschicken. mit diesen Formularen muss er dann zu seinen SklavenhändlerArbeitgeber, die dieser dann ausfüllen muss. Diese ausgefüllten Papiere müssen dann zur Krankenkasse zurück geschickt werden. Parallel muss der Arbeitgeber auch noch ein ausgefülltes Formular der Krankenkasse zuschicken. Wenn diese dann endlich bei der Krankenkasse angekommen sind, wird von der Krankenkasse eine Gehaltsbescheinigung, und zwar der letzten sechs Monate (erstaunlich, denn die Regelung gilt nur für die ersten drei Monate), vom Arbeitgeber angefordert. Wenn dann alles zusammen ist, werden die gesammelten Papiere der Leistungsabteilung zugeführt. Da der ganze Vorgang mit der Post erledigt wird, kann das Sammeln der Papiere schon eine ganze Zeit in Anspruch nehmen, und dann dauert es noch mal 6 bis 8 Wochen bis der kranke Arbeitnehmer sein Geld von der Leistungsabteilung bewilligt kriegt. Und weil es so brav gewartet hat ist es natürlich klar, dass das belohnt werden muss. Und das wird es auch in dem er glatte 60 Prozent des Durchschnitts der letzten sechs Monate.

Fast schon nicht mehr erwähnt werden muss, dass der gute Mann dann auch noch eine Änderungskündigung zu deutlich schlechteren Konditionen präsentiert bekam, oder alternativ die fristlose Kündigung.

Wie ist so etwas eigentlich mit den Grundgesetz vereinbar? Mit den Gleichheitsgrundsatz?

Meines Erachtens gar nicht.

Ein Jahr Elterngeld und was dann?

Samstag 10 Februar. 2007 um 22:55 | Veröffentlicht in Der ganz normale Wahnsinn, dumm gelaufen, Dumme Welt, Hartz IV, Politik Kram | Hinterlasse einen Kommentar

Bei Readers Edition hat sich Felix Kubach doch mal Gedanken gemacht, die in der Politik schon lange hätten gemacht werden sollen. Gestern gab unsere Familien Ministerin, Ursula von der Leyen bekannt, sie wolle bis 2013 etwa 500 000 zusätzliche Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren schaffen. Tolle Idee, aber was passiert jetzt mit den Eltern, nach der Zeit des ein jährigen Elterngeldes? Die Hartz4 Empfänger gucken dabei genauso in die Röhre, wie die etwas besser Verdienenden. Denn die für 2013 versprochenen Krippenplätze werden eigentlich jetzt schon dringend benötigt. In vielen Teilen Deutschlands sind sogar Kindergarten Plätze eine Rarität, obwohl die Eltern da ja sogar nach SGB VIII § 24 einen gesetzlichen Anspruch drauf haben. Für mich stellt sich auch eine andere Frage, was macht man mit den Kindern wenn diese aus den Kindergarten Alter herauswachsen? Der Kindergarten in dem meine Tochter war nimmt Kinder nur bis zum achten Lebensjahr und danach nur in Ausnahmefällen.

Und das ist etwas was mich persönlich bestrifft, ich werde in den nächsten Monaten zum zweiten Mal Vater, und werde live erleben, wie das mit den Elterngeld laufen wird. Im ersten Jahr werden wir durch die Elterngeld Regelung sogar ziemlich gut fahren und keine spürbaren finanziellen Verluste feststellen, aber was kommt danach? Danach wird es wohl ein wenig dunkler werden um unsere finanzielle Lage, da wir unsere Kinder nicht durch die Straße erziehen lassen wollen, muss einer von uns beiden auf jeden Fall zu Hause bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern. Selbst wenn wir einen Krippenplatz kriegen sollten, was machen wir mit unserer dann 8 Jahre alten Tochter? Ein Kindergarten Platz gibt es dann nicht mehr, und Ganztagsschulen, wie sie uns eigentlich seit den 70er Jahren versprochen worden sind, sind sehr selten oder in privater Hand. Immer mehr komme ich zu der Erkenntnis, dass die Frau von der Leyen, wie viele andere Politiker auch, hochgradig inkompetent ist. Die Anfangsidee ist zwar gut, aber wie so oft wird sie nicht zu Ende gedacht, und lässt dann die Opfer Bürger mit den Ergebnissen einer völlig verkorksten Politik im Regen stehen. Danke für solche Politiker. Da sind mir solch Typen wie Schäuble ja fast noch lieber, die gar nicht erst versuchen was Gutes zu tun. Der Letzte macht dann bitte das Licht aus…

Readers Editon: Krippenplätze kein Verdienst!

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